Coventry by Taylor Frederick

Coventry by Taylor Frederick

Autor:Taylor, Frederick [Taylor, Frederick]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Siedler Verlag
veröffentlicht: 2015-11-09T16:00:00+00:00


14

Die lange Nacht geht zu Ende

Alan Hartley erreichte schließlich zwischen ein und zwei Uhr nachts mit dem Fahrrad das Stadtzentrum. Der leitende Luftschutzwart an seinem Posten war schwer verletzt, und die Telefonverbindung der Einheit war gekappt worden, jedoch nicht durch feindliche Aktionen, sondern infolge eines fehlgeleiteten Geschosses einer mobilen Flugabwehrkanone in der Umgebung. Irgendwann nach Mitternacht stieg der 16-jährige Kurier des Zivilschutzes deshalb auf sein Rad und machte sich auf den gefährlichen vier Kilometer langen Weg in die Stadt, um die Sanitäter zu holen. Im Zentrum registrierte der junge Alan die Szenerie, die er dort vorfand, mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen.

Unmittelbar vor mir befand sich ein riesiger Krater, wo eine gewaltige Bombe in die Smithford Street eingeschlagen sein musste. In dem Krater konnte ich den Fluss Sherbourne sehen, der im Feuerschein funkelte. Als ich die andere Seite des Kraters erreichte, kam ich mit dem Fahrrad nicht mehr weiter, weil die Straße voller Schutt und Glasscherben und Kabel war. Rechts von mir stürzte plötzlich das Dach der Arkade ein. Es war eine Glasarkade. Weiter vorn brannten die Kaufhäuser Marks & Spencer auf der einen Seite und Woolworth auf der anderen. Dann kam ich zur Broadgate, bog in die High Street ab und gelangte zum Rathaus. Rechts vor mir hatte eine Brandbombe einen Laden getroffen, und davor stand ein Feuerwehrmann mit einem Schlauch, aus dem nur ein winziger Wasserstrahl herauskam, denn die Wasserleitungen funktionierten nicht mehr.1

Die Lage war verzweifelt. Unterdessen hatten jedoch die übergeordneten Verwaltungsstellen, obwohl es keine zuverlässigen Kommunikationsverbindungen mehr gab, ihre Kräfte in Richtung Coventry in Marsch gesetzt. Irgendwann nach Mitternacht erschien ein Vertreter der Regionalverwaltung, Captain le Grand, der ohne Licht von Birmingham aus angereist war, an einem »Sammelpunkt«, der an einem Kreisverkehr in Allesley eingerichtet worden war, wo die vor dem Krieg gebaute Umgehungsstraße in die Hauptstraße mündete, die nach Birmingham führte.2 Er erkor eine Kneipe zu seinem Hauptquartier, denn sie war anscheinend der einzige Ort in der Gegend, wo es noch ein funktionierendes Telefon gab. Dann begann er damit, seine Einsatzkräfte zu organisieren und Pläne für die Zeit nach der Katastrophe zu entwickeln.3

Le Grands Hauptaufgabe bestand darin, die von außen kommenden Hilfskräfte zu koordinieren, welche die örtlichen Einsatzkräfte der Zivilverteidigung unterstützen sollten, um zu retten, was in der leidgeprüften Stadt noch zu retten war. Zu diesem Zweck musste er mit dem »Controller« von Coventry zusammenarbeiten (der von Amts wegen auch Polizeichef der Stadt war). Schnell wurde Telefonkontakt mit dem Control Centre im Untergeschoss des Polizeipräsidiums hergestellt – das hinter dem Rathaus lag –, doch nach kurzer Zeit brach die Leitung zusammen. Daraufhin entschloss sich le Grand, in die Stadt zu fahren, mit den Verantwortlichen an Ort und Stelle zu beratschlagen und sich selbst ein Bild zu machen, um entscheiden zu können, welche Art Hilfe von auswärts benötigt wurde. »Diese Fahrt nach Coventry habe ich nie vergessen«, schrieb er mehr als zwanzig Jahre später in einem Brief an den Lord Mayor, den Oberbürgermeister von Coventry:

Es war, abgesehen vom Feuerschein der brennenden Gebäude, stockdunkel, und ich verfuhr mich wegen der zahlreichen Umwege, die ich aufgrund der Bombenkrater nehmen musste.



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